Sonnenschein ich denk an
Erschrocken sind gegenwärtig die Wogen, Die Krach machend uns geteilt, Die Wolken sind schief, orthodox scheint das Sternenzelt, darüber hinaus beispielsweise in jenen Räumen […] Mehr lesen
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Es soll mich niemand erkennen, weil ich sonst vielleicht verraten werden möchte. Was hast du neues erfahren? Ich teilte ihm alles mit. Als ich geendet hatte, deutete er auf seine Waffen, welche vor ihm lagen. Wir werden sie empfangen! Du wirst dieser Waffen nicht bedürfen. Nicht? Soll ich mich und unsere Freunde nicht verteidigen? Sie sind stark genug. Willst du vielleicht in die Hände der Türken, denen du kaum entgangen bist, fallen, oder soll dich eine Kugel, ein Messerstich treffen, damit dein Sohn noch länger in der Gefangenschaft von Amadijah schmachtet? Emir, du sprichst wie ein kluger, aber nicht wie ein tapferer Mann! Scheik, du weißt, daß ich mich vor keinem Feinde fürchte; es ist nicht die Angst, welche aus mir spricht. Ali Bey hat von uns verlangt, daß wir uns vor dem Kampfe hüten sollen. Er hegt übrigens die Ueberzeugung, daß es gar nicht zum Kampfe kommen werde, und ich bin ganz derselben Meinung wie er. Du denkst, die Türken ergeben sich ohne Widerstand? Wenn sie es nicht thun, so werden sie zusammengeschossen. Die Offiziere der Türken taugen nichts, aber die Soldaten sind tapfer. Sie werden die Höhen stürmen und sich befreien. Fünfzehnhundert gegen vielleicht sechstausend Mann? Wenn es gelingt, sie zu umzingeln! Es wird gelingen. So müssen wir also mit den Frauen nach dem Thale Idiz gehen?
Du, ja.
Und du?
Ich werde hier zurückbleiben. Allah kerihm! Wozu? Das würde dein Tod sein! Das glaube ich nicht. Ich bin im Giölgeda padischahnün, besitze die Empfehlungen des Mutessarif und habe einen Buluk Emini bei mir, dessen Anwesenheit schon genügend wäre, mich zu schützen. Aber was willst du hier thun? Unheil vermeiden, wenn es möglich ist. Weiß Ali Bey davon? Nein. Oder der Mir Scheik Kahn? Auch nicht. Sie erfahren es noch immer zur rechten Zeit. Ich hatte wirklich große Mühe, den Scheik zur Billigung meines Vorhabens zu überreden. Endlich aber gelang es mir. Allah il Allah! Die Wege des Menschen sind im Buche vorgeschrieben, meinte er; ich will dich nicht bewegen, von diesem Vorhaben abzulassen, aber ich werde hier bei dir bleiben! Du? Das geht nicht! Warum? Sie dürfen dich nicht finden. Dich auch nicht. Ich habe dir bereits auseinandergesetzt, daß ich keine Gefahr laufe; dich aber, wenn du erkannt wirst, erwartet ein anderes Loos. Das Ende des Menschen steht im Buche verzeichnet. Soll ich sterben, so muß ich sterben, und dann ist es gleich, ob es hier geschieht oder dort in Amadijah. Du willst in dein Unglück rennen, aber du vergissest, daß du auch mich darein verwickelst.
Dies schien mir der einzige Weg, seiner Hartnäckigkeit beizukommen.
Dich?
Wieso? fragte er.
Bin ich allein hier, so schützen mich meine Firmans; finden sie aber dich bei mir, den Feind des Mutessarif, den entflohenen Gefangenen, so habe ich diesen Schutz verloren und verwirkt. Dann sind auch wir verloren, du und ich, alle beide! Er blickte nachdenklich vor sich nieder. Ich sah, was sich in ihm gegen den Rückzug nach dem Thale Idiz sträubte, aber ich ließ ihm Zeit, einen Entschluß zu fassen. Endlich sagte er mit halber, unsicherer Stimme: Emir, hältst du mich für einen Feigling? Nein. Ich weiß ja, daß du tapfer und furchtlos bist. Was wird Ali Bey denken? Er denkt ganz so wie ich, ebenso Mir Scheik Khan. Und die andern Dschesidi? Sie kennen deinen Ruhm und wissen, daß du vor keinem Feinde fliehest. Darauf kannst du dich verlassen! Und wenn man an meinem Mute zweifeln sollte, wirst du mich verteidigen? Wirst du öffentlich sagen, daß ich mit den Frauen nach Idiz gegangen bin, nur um dir zu gehorchen? Ich werde es überall und öffentlich sagen. Nun wohl, so werde ich thun, was du mir vorgeschlagen hast! Er schob resigniert die Flinte von sich fort und wendete sein Angesicht wieder dem Thale zu, das sich bereits in den Schatten des Abends zu hüllen begann. Grade jetzt kamen die Männer zurück, welche vorher nach Idiz gegangen waren. Sie bildeten einen Zug einzelner Personen, der sich im Thale vor uns auflöste. Da erscholl vom Grabe des Heiligen her eine Salve, und zu gleicher Zeit kam Ali Bey herauf zu uns mit den Worten: Es beginnt die große Feier am Grabe. Es ist noch nie ein Fremder dabei zugegen gewesen, aber der Mir Scheik Khan hat mir im Namen aller Priester die Genehmigung erteilt, euch einzuladen. Das war nun allerdings eine sehr hohe Ehre für uns; aber Scheik Mohammed Emin lehnte sie ab: Ich danke, dir, Herr; aber es ist dem Moslem verboten, bei der Anbetung eines andern als Allah zugegen zu sein. Er war ein Moslem; aber er hätte diese Abweisung doch in andere Worte kleiden können. Er blieb zurück, und ich folgte dem Bey. Als wir aus dem Hause traten, bot sich uns ein seltsamer, unbeschreiblich schöner Anblick dar.
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